Der Einsatz von Peer-Expert*innen im Bereich der Teilhabe am Arbeitsleben gewinnt zunehmend an Bedeutung. Diese Form des Peer-Supports bedeutet: Menschen mit Behinderung berichten von ihren eigenen Erfahrungen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Sie informieren und ermutigen andere Menschen mit ähnlichen Voraussetzungen, ihren eigenen beruflichen Weg zu finden und sich auf Neues einzulassen. Daher ist wichtig, Angebote zur Qualifizierung von Peer-Expert*innen zu machen. Die Projektpartner Access Inklusion im Arbeitsleben gGmbH mit Hauptsitz in Erlangen und die Hamburger Arbeitsassistenz (HAA) haben bereits Konzepte entwickelt und seit Jahren erfolgreich in der Praxis etabliert. Sie teilen ihre Erfahrungen und bieten im Rahmen des Projekts eine Weiterbildung in drei Modulen an. Diese Weiterbildung befähigt Angehörige anderer Fachdienste, eigene Schulungen für Peerexpert*innen zu entwickeln.
In den ersten beiden Modulen werden die erworbenen Erfahrungen geteilt, Schulungsdesigns vorgestellt und zusätzliche entwickelt. Die Teilnehmenden der Weiterbildung erhalten damit eine gute Basis für ihr eigenes Angebot im Fachdienst. Damit gerüstet, entwickeln sie ein Seminardesign für die eigene Organisation und präsentieren dieses im dritten Modul.
Was liegt näher als bei einer Weiterbildung zum Thema Peer-Support einen Arbeitsexperten selbst erzählen zu lassen? Victor Jurjac, der seit 2015 als Innerbetrieblicher Helfer bei einer Berufsfachschule beschäftigt ist, löste diese Aufgabe Anfang Februar 2021 vor 16 Online-Seminarteilnehmer*innen aus unterschiedlichen Fachdiensten mit Bravour. Spätestens als er zum Auftakt seines Vortrages davon berichtete, dass sein ursprünglicher Berufswunsch Fernsehmoderator war und er doch heute tatsächlich vor einer Kamera stehe, war das Eis zum Publikum gebrochen. So kann er durchaus der Corona-Zeit auch etwas Positives abgewinnen, da er sonst heute nicht diesen Auftritt vor der Kamera hätte.
Herr Jurjac, der vor vier Jahren selbst eine Weiterbildung in sechs Modulen zum sogenannten Arbeitsexperten bei Access absolvierte, übernimmt seither jährlich mehrere Einsätze in dieser Funktion. Heute nun eben vor den Fachdienstmitarbeiter*innen, die aus ganz Deutschland Online zu Access nach Nürnberg zugeschaltet wurden. Zu Beginn seines Vortrags informierte Victor Jurjac die Seminar-Teilnehmer*innen mit großem Enthusiasmus über seinen eigenen Weg zum Arbeitsvertrag sowie den Ablauf und die Inhalte der Arbeitsexpert*innen-Weiterbildung. Er berichtete auch von seinen bisherigen Einsätzen als Arbeitsexperte und sieht sich selbst als „Rollenmodell, damit ich anderen Menschen mit Behinderungen Vorbild sein kann. Um ihnen zu zeigen, dass man mit der entsprechenden Hilfe ans Ziel kommen kann.“ Dass dabei manchmal auch Enttäuschungen zu verdauen sind, verschwieg er genauso wenig, wie dass man für den Weg in den ersten Arbeitsmarkt auch Geduld mitbringen muss.
Wortgewandt, souverän und schlagfertig beantwortete Herr Jurjac noch die vielen Fragen seines Publikums und präsentierte sich bis zum Schluss als kompetenter „Fernsehmoderator“ vor laufender Kamera.
Die Seminarteilnehmer*innen waren im abschließenden Feedback sehr begeistert von den vielen Einblicken, Informationen und v. a. von der Offenheit ihres Referenten. Jede*r durfte etwas Neues lernen. Auch Victor Jurjac kam nochmal ins Nachdenken: Auf die Frage eines Seminar-Teilnehmers, ob sich für ihn durch die Arbeit als Arbeitsexperte sein Gefühl und sein Blick auf seinen eigenen beruflichen Werdegang rückblickend verändert habe, antwortete er:
„Ja, mein Blick hat sich verändert. Ich weiß heute ganz genau, wie mein Weg war, was ich geleistet habe. Ich habe nochmal gesehen, dass ich es geschafft habe, dass ich nicht aufgegeben habe und ich dabei Hilfe bekommen habe. Ich weiß heute noch besser, dass ich etwas kann und ich bin dankbar für das Vertrauen, das andere Menschen mir gegeben haben.“
Im Rahmen des Projekts wird die Weiterbildung in 3 Modulen „Train the Trainer PEER-SUPPORT“ im Jahr 2022 nochmals durchgeführt. Das Seminarangebot wird aus Projektmitteln finanziert und ist von daher kostenlos. Und ja: Selbstverständlich erhalten die beteiligten Arbeitsexpert*innen auch ein Honorar für ihre Einsätze.