Peer-Support Angebot bei der Hamburger Arbeitsassistenz
Ein Beispiel von unseren Bildungscoaches aus Hamburg:
„Vielleicht kann ich anderen Ideen für den eigenen beruflichen Weg geben“
Herr Koenen ist seit über 10 Jahren als Betriebshelfer tätig. Er arbeitet in Teilzeit an einer Grundschule in Hamburg. Seine Aufgaben liegen dort in der Pflege der Grünanlagen und der Wegesicherung.
Bereits seit einigen Jahren informiert er Schüler*innen mit Behinderung und Teilnehmer*innen in der Individuellen betrieblichen Qualifizierung, aus dem Berufsbildungsbereich der Werkstatt für behinderte Menschen oder dem Integrationspraktikum als Peer Supporter über seinen Einstieg ins Berufsleben und den Anforderungen im Arbeitsleben. Gemeinsam in einer Gruppe von ehemals unterstützten Arbeitnehmer*innen nahm er an einer internen Qualifizierung der Hamburger Arbeitsassistenz teil. Diese interne Qualifizierung war modulartig konzipiert und vermittelte, wie ein*e Peer Supporter*in über den eigenen schulischen und beruflichen Weg in Einzelgesprächen oder auch Gruppenangeboten berichten kann. Dabei qualifizierte sich Herr Koenen im Umgang mit Methoden und dem Einsatz von Medien. Mittlerweile ist er seit 2009 als Peer Supporter tätig.
Herr Koenen führt Einzel-und Gruppenangebote durch. Dies kann im Rahmen der Orientierungsphase oder der Projekttage der Individuellen betrieblichen Qualifizierung stattfinden oder auch vor Schülergruppen, die sich beruflich orientieren. Er hat gelernt sich auf unterschiedliche Gruppen einzustellen. Dabei berichtet er nicht nur von seinem Weg in die Arbeit, sondern er sucht auch den Austausch mit Interessierten.
„Ich glaube, dass es vielen schwerfällt bestimmte Fragen zu stellen. Für mich ist es ein Erfolg, wenn sich Schüler*innen trauen diese Fragen zu stellen!“
Er möchte diese Fragen beantworten. Fragen, die auch mit den Themen Lernschwierigkeiten und Behinderung zu tun haben. Diese Möglichkeit motivierte ihn auch an der Teilnahme zur Qualifizierung zum Peer Supporter. Mittlerweile berichtet er nicht nur über seinen Einstieg ins Berufsleben. Seine eigenen beruflichen Veränderungen und Neuanfänge sowie seine beruflichen Fortbildungen, sind Themen, die ihn geprägt gaben. Diese Themen kann er als Peer Supporter aufgreifen und möchte für Arbeitnehmer*innen und auch Fachkräfte sowie Arbeitgeber*innen dabei ein Ansprechpartner sein.
Die Mitgestaltung von Seminarangeboten oder die Teilnahme an Fachveranstaltungen als Redner haben seine Tätigkeiten als Peer Supporter erweitert. In dem Projekt TalentPASS hat Herr Koenen selbst an einer Kompetenzfeststellung teilgenommen, um eigene persönliche und berufliche Kompetenzen zu erkennen und sichtbar zu machen. Seine Erfahrungen möchte er zukünftig mit Arbeitnehmer*innen teilen.

Als Peer Supporter*innen, erhält er auch viele positive Rückmeldung und Anerkennung, von Arbeitgeber*innen und Fachdienstmitarbeiter*innen. Seine Tätigkeit wird mit einer Aufwandsentschädigung honoriert und umfasst sowohl die Vor-und Nachbereitung sowie die Durchführung einer Veranstaltung.
Access Nürnberg: Victor Jurjac glänzt als Arbeitsexperte vor Online-Publikum
Der Einsatz von Peer-Expert*innen im Bereich der Teilhabe am Arbeitsleben gewinnt zunehmend an Bedeutung. Diese Form des Peer-Supports bedeutet: Menschen mit Behinderung berichten von ihren eigenen Erfahrungen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Sie informieren und ermutigen andere Menschen mit ähnlichen Voraussetzungen, ihren eigenen beruflichen Weg zu finden und sich auf Neues einzulassen. Daher ist wichtig, Angebote zur Qualifizierung von Peer-Expert*innen zu machen. Die Projektpartner Access Inklusion im Arbeitsleben gGmbH mit Hauptsitz in Erlangen und die Hamburger Arbeitsassistenz (HAA) haben bereits Konzepte entwickelt und seit Jahren erfolgreich in der Praxis etabliert. Sie teilen ihre Erfahrungen und bieten im Rahmen des Projekts eine Weiterbildung in drei Modulen an. Diese Weiterbildung befähigt Angehörige anderer Fachdienste, eigene Schulungen für Peerexpert*innen zu entwickeln.
In den ersten beiden Modulen werden die erworbenen Erfahrungen geteilt, Schulungsdesigns vorgestellt und zusätzliche entwickelt. Die Teilnehmenden der Weiterbildung erhalten damit eine gute Basis für ihr eigenes Angebot im Fachdienst. Damit gerüstet, entwickeln sie ein Seminardesign für die eigene Organisation und präsentieren dieses im dritten Modul.
Was liegt näher als bei einer Weiterbildung zum Thema Peer-Support einen Arbeitsexperten selbst erzählen zu lassen? Victor Jurjac, der seit 2015 als Innerbetrieblicher Helfer bei einer Berufsfachschule beschäftigt ist, löste diese Aufgabe Anfang Februar 2021 vor 16 Online-Seminarteilnehmer*innen aus unterschiedlichen Fachdiensten mit Bravour. Spätestens als er zum Auftakt seines Vortrages davon berichtete, dass sein ursprünglicher Berufswunsch Fernsehmoderator war und er doch heute tatsächlich vor einer Kamera stehe, war das Eis zum Publikum gebrochen. So kann er durchaus der Corona-Zeit auch etwas Positives abgewinnen, da er sonst heute nicht diesen Auftritt vor der Kamera hätte.
Herr Jurjac, der vor vier Jahren selbst eine Weiterbildung in sechs Modulen zum sogenannten Arbeitsexperten bei Access absolvierte, übernimmt seither jährlich mehrere Einsätze in dieser Funktion. Heute nun eben vor den Fachdienstmitarbeiter*innen, die aus ganz Deutschland Online zu Access nach Nürnberg zugeschaltet wurden. Zu Beginn seines Vortrags informierte Victor Jurjac die Seminar-Teilnehmer*innen mit großem Enthusiasmus über seinen eigenen Weg zum Arbeitsvertrag sowie den Ablauf und die Inhalte der Arbeitsexpert*innen-Weiterbildung. Er berichtete auch von seinen bisherigen Einsätzen als Arbeitsexperte und sieht sich selbst als „Rollenmodell, damit ich anderen Menschen mit Behinderungen Vorbild sein kann. Um ihnen zu zeigen, dass man mit der entsprechenden Hilfe ans Ziel kommen kann.“ Dass dabei manchmal auch Enttäuschungen zu verdauen sind, verschwieg er genauso wenig, wie dass man für den Weg in den ersten Arbeitsmarkt auch Geduld mitbringen muss.
Wortgewandt, souverän und schlagfertig beantwortete Herr Jurjac noch die vielen Fragen seines Publikums und präsentierte sich bis zum Schluss als kompetenter „Fernsehmoderator“ vor laufender Kamera.
Die Seminarteilnehmer*innen waren im abschließenden Feedback sehr begeistert von den vielen Einblicken, Informationen und v. a. von der Offenheit ihres Referenten. Jede*r durfte etwas Neues lernen. Auch Victor Jurjac kam nochmal ins Nachdenken: Auf die Frage eines Seminar-Teilnehmers, ob sich für ihn durch die Arbeit als Arbeitsexperte sein Gefühl und sein Blick auf seinen eigenen beruflichen Werdegang rückblickend verändert habe, antwortete er:
„Ja, mein Blick hat sich verändert. Ich weiß heute ganz genau, wie mein Weg war, was ich geleistet habe. Ich habe nochmal gesehen, dass ich es geschafft habe, dass ich nicht aufgegeben habe und ich dabei Hilfe bekommen habe. Ich weiß heute noch besser, dass ich etwas kann und ich bin dankbar für das Vertrauen, das andere Menschen mir gegeben haben.“
Im Rahmen des Projekts wird die Weiterbildung in 3 Modulen „Train the Trainer PEER-SUPPORT“ im Jahr 2022 nochmals durchgeführt. Das Seminarangebot wird aus Projektmitteln finanziert und ist von daher kostenlos. Und ja: Selbstverständlich erhalten die beteiligten Arbeitsexpert*innen auch ein Honorar für ihre Einsätze.
