Garten- und Landschaftsbauer*in

Praxisbeispiel einer Zertifizierung im Rahmen des Projekts „TalentPASS“

Adrian R., 25 Jahre alt, arbeitet seit 2019 im Garten- und Landschaftsbau vom Anzuchtgarten des Bezirksamts Nord der Stadt Hamburg. Tätigkeiten finden im Bereich der Anzucht von Pflanzen, Bodenaufbereitung sowie Erstellung und Pflege von städtischen Grünanlagen statt. Im Rahmen von „TalentPASS“ wurden seine beruflichen Kompetenzen durch die Hamburger Landwirtschaftskammer validiert und er erhielt ein Zertifikat der Kammer.

Der Kontakt zum schwerbehinderten Arbeitnehmer Adrian R. wurde über die zuständigen Bildungscoaches der Hamburger Arbeitsassistenz vermittelt. Sie hatten zunächst sowohl die Leitung des Anzuchtgartens als auch Herrn R. über die Möglichkeit einer Zertifizierung informiert.

Im ersten Gespräch des Bildungscoaches mit Adrian R. und dem Leiter des Anzuchtgartens wurde das Projekt „TalentPASS“ mit seinen Möglichkeiten vorgestellt und der Verfahrensablauf eines Kompetenzfeststellungsprozesses ausführlich beschrieben. Das Ziel einer Validierung durch die Landwirtschaftskammer Hamburg wurde im Anschluss mit Adrian R. vereinbart und dem Betrieb gegenüber kommuniziert. Als Referenzberuf wurde Gärtner*in Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau ausgewählt.

Die Leitung des Anzuchtgartens und der Bildungscoach setzten sich mit der Landwirtschaftskammer Hamburg in Verbindung und konnten mit dieser eine Validierung unter Aufsicht der Kammer vereinbaren. Da der Leiter des Anzuchtgartens gleichzeitig Ausbilder ist, wurde bezüglich der Arbeitserprobung bestimmt, diese vom ihm durchführen zu lassen in Anwesenheit einer Kammervertretung und des Bildungscoaches.

Im Selbsteinschätzungsverfahren erhielt Adrian R. die Möglichkeit, seine Aufgaben zu beschreiben und die benötigten technischen Geräte zu benennen. Einem Arbeitsbogen wurde gefolgt, bei dem die Tätigkeitsbereiche des zugrunde gelegten Referenzberufes aufgeschlüsselt wurden. Für jeden Bereich finden sich im Selbsteinschätzungsbogen eine dezidierte Beschreibung und Möglichkeiten zur Erörterung des eigenen Lernprozesses sowie der eigenen sicheren Umsetzung. Wichtig war die verständliche Vermittlung des Ausbildungsrahmenplans durch den Bildungscoach und ein genaues Erfassen der ausgeübten Tätigkeiten im Betrieb.

Inklusive Arbeitserprobung fanden sechs Besuche von je sechzig bis neunzig Minuten im Betrieb statt. Erhoben wurden die informell erworbenen beruflichen Kompetenzen.

Dem Leiter des Anzuchtgartens wurde ein Fremdeinschätzungsbogen zur Bearbeitung ausgehändigt. Dieser enthält dieselben Tätigkeitsbereiche wie der Selbsteinschätzungsbogen. Beide Bögen wurden anschließend vom Bildungscoach ausgewertet und der Kammervertretung überreicht. Die Ansprechperson der Landwirtschaftskammer und der Bildungscoach stimmten in der Folge einen Vorschlag hinsichtlich der zu zertifizierenden Tätigkeiten ab. Aufgabe des Bildungscoaches war diesen Vorschlag an Adrian R. und den Leiter des Anzuchtgartens zu vermitteln und in Absprache mit den Parteien Anpassungen vorzunehmen. Die Arbeitserprobung wurde dann gemäß den zu zertifizierenden Tätigkeitsbereichen vom Ausbilder des Anzuchtgartens mit dem Bildungscoach vorbereitet.

Bei der Erprobung wurden die zu zertifizierenden Tätigkeiten von Herrn R. ausgeführt und auf Nachfrage mit Erklärungen versehen. Ziel war es zu erkennen, über welche beruflichen Kenntnisse der Mitarbeiter verfügt, wie selbständig er arbeitet und ggf. sich verändernder Anforderungen anzupassen vermag.

Die Beobachtungen der Arbeitserprobung wurden vom Leiter des Anzuchtgartens und dem Bildungscoach notiert und ausgewertet. Es folgte die Erstellung und die Übergabe des Zertifikats an Adrian R. Im abschließenden Gespräch zwischen Herrn R., dem Betrieb und dem Bildungscoach wurde das Ergebnis der Kompetenzfeststellung gemeinsam ausgewertet und berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten aufgezeigt.